Arbeitswelt Gastronomie: Wie Sie die Generation Z gewinnen
Sie sind um die Jahrtausendwende geboren. Sie haben ganz andere Werte und Erwartungen als ihre Vorgänger. Und die ersten von ihnen betreten gerade den Arbeitsmarkt. Die Rede ist von der Generation Z. Das Problem: Die Gen Z kennt ihre Möglichkeiten, sie kennt ihren Wert und sie fordert selbstbewusst die für sie passenden Rahmenbedingungen. Zum Beispiel eine Drei-Tage-Woche, regelmäßige Auszeiten und viel Flexibilität, interessante Projekte, wechselnde Herausforderungen und gute Entwicklungsmöglichkeiten. Führungsverantwortung? Muss nicht sein. Wichtiger sind ein pünktlicher Feierabend und genügend Freizeit. Sie sind Gastronom und wollen diese Gruppe als Mitarbeiter für sich gewinnen? In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie dabei beachten sollten.
Wer ist die Generation Z?
Als Generation Z werden junge Menschen bezeichnet, die um die Jahrtausendwende geboren sind, grob zwischen 1997 und 2012. Das heißt: Die Jüngsten sind noch Schülerinnen und Schüler, während die Ältesten sich bereits in der Ausbildung, im Studium oder Beruf befinden. Sie gehören zur ersten Generation, die mit der Digitalisierung, Social Media und dem Smartphone aufgewachsen sind. Dementsprechend ist es für sie ganz selbstverständlich, dass alle Dinge am Smartphone erledigt werden: Die Gen Z meistert ihren Alltag digital – mit Apps, Gadgets und Widgets.
Was sie sonst noch prägt: Sie sind in einem sicheren Elternhaus und mit einem gewissen Wohlstand aufgewachsen. Sie haben erlebt, wie schnelllebig und unsicher eine globalisierte Welt sein kann. Und sie wissen um die Notwendigkeit permanenter Weiterentwicklung und lebenslangen Lernens. Nach der Generation X (»Babyboomer«) und der Generation Y (»Millennials«) ist die Gen Z zahlenmäßig relativ klein. Eine Folge dieser demographischen Entwicklung ist, dass sich der gesamte Arbeitsmarkt vom Anbieter- zum Nachfragemarkt gewandelt hat.
Was wird der Gen Z häufig vorgeworfen?
Wie jede Generation vor ihnen hat auch die Gen Z mit eine ganzen Reihe von Vorurteilen zu kämpfen. Oft hört man zum Beispiel: Sie sind faul oder zumindest wenig einsatzbereit und würden am liebsten gar nicht arbeiten. Sie sind unverbindlich und wollen sich nicht entscheiden – könnte ja noch etwas Besseres kommen. Sie sind oberflächlich und unselbständig, ungeduldig, fordernd und beziehungsunfähig. Und: Sie sind süchtig nach sozialen Medien, fotografieren mit ihren Smartphones alles um sich herum, um es dann zu posten. Das ist die Schublade, in die die Generation Z oft gepackt wird. Wer die Generation Z wirklich verstehen will, sollte diese Vorurteile aber schnell beiseite packen und einen Blick auf das werfen, was wirklich etwas über sie sagt: ihre Werte und Einstellungen.
Welche Werte sind wichtig für die Generation Z?
Natürlich ist es immer eine Vereinfachung, wenn bestimmte Werte und Einstellungen einer ganzen Generation zugeordnet werden. Zahlreichen Studien und Umfragen zeigen jedoch, worauf ein Großteil der Generation Z großen Wert legt. Dazu gehören:
Was bedeuten die Werte der Gen Z für die Arbeitswelt Gastronomie?
Wer für junge Menschen ein attraktiver Arbeitgeber sein möchte, muss eines wissen: Die Generation Z arbeitet, um zu leben – nicht umgekehrt. Es geht ihnen im Job also weniger um Selbstverwirklichung, sondern mehr um Sinnhaftigkeit, Anerkennung, Sicherheit und Spaß. Dazu gehören klar geregelte Arbeitszeiten, attraktive Arbeitsbedingungen, ein gutes Arbeitsklima und eine Tätigkeit mit pünktlichem Feierabend und ohne Überstunden. Betriebe, die weiterhin nach »alter Schule« handeln – mit straffen Hierarchien, rauem Umgangston, langen Schichten und unbezahlten Überstunden – werden sich schwertun, die Gen Z für sich zu gewinnen. Andersherum: Wer die Werte der Gen Z kennt und sich als Arbeitgeber darauf ausrichtet, hat gute Chancen im hart umkämpften Arbeitsmarkt.
Wie kann sich die Gastronomie auf die Generation Z ausrichten?
1. Familie, Freundschaften, Partnerschaften
Überstunden schrubben? Kurzfristig für einen Kollegen einspringen? Nach Feierabend erreichbar sein? Für die Generation Z sind all das No-Gos. Während die Generation Y die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit noch fließend gezogen hat, strebt die Gen Z nach einer klaren Trennung. Für gastronomische Betriebe, in denen oft am Wochenende und bis in die Nacht gearbeitet wird, ist es mit Sicherheit eine große Herausforderung: Arbeitszeiten, Arbeitsformen und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die den Mitarbeiterngenügend Raum für das Pflegen von Freundschaften, den Partner und die Familie lassen. Dreh- und Angelpunkt sind hier fest geregelte und verlässliche Arbeitszeiten: am besten mit frühzeitig erstellten Einsatzplänen, die mit den Mitarbeitern besprochen wurden.
2. Purpose
Die Generation Z möchte nicht nur arbeiten, sondern in der Arbeit einen tieferen Sinn sehen. Wer als gastronomischer Betrieb einen klaren Purpose hat, ist hier im Vorteil. Zum Beispiel, wenn der Sinn und Zweck »Nachhaltiger Genuss« ist: basierend auf der Verwendung ökologisch und ethisch vertretbarer Lebensmittel. Oder, wenn – wo immer möglich – mit lokalen oder regionalen Produzenten zusammengearbeitet und dabei auch die bäuerliche Landwirtschaft unterstützt wird. Aber auch mit einem Engagement im sozialen Bereich oder für den Klimaschutz können Gastronomen ihren Mitarbeitenden und Bewerbern Sinnhaftigkeit bieten.
3. Vertrauen, Transparenz, Weiterbildung
Wie die Gen Z auf keinen Fall arbeiten möchte: in starren Hierarchien, ohne Freiräume und Eigenverantwortung. Gastrobetriebe, die Personal suchen, sollten sich – wenn nicht schon geschehen – von Top-Down-Methoden verabschieden und ihren Mitarbeitenden Vertrauen und Wertschätzung entgegenbringen. Zum Beispiel, indem sie ihnen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen und auch mal ein Lob oder ein »Danke!« aussprechen. Umfassende Transparenz (Stichwort: »Open-Book-Management«) schafft die Voraussetzungen dafür, dass Prozesse besser verstanden werden und sich die Mitarbeiter verantwortungsvoll einbringen. Genauso wichtig sind Möglichkeiten zur Weiterbildung, Angebote zur Teilnahme an Schulungen und Wettbewerben oder Exkursionen zu Erzeugern, Partnern, interessanten Gastro-Locations etc.
4. Vielfalt und Inklusion
Soziale Gerechtigkeit ist für die Generation Z ein wichtiges Thema. Gastrobetriebe sollten sich deshalb auch mit dem Thema DEI (Diversity, Equity, Inclusion) auseinandersetzen und ihre Einstellungsprozesse bei Bedarf überdenken und anpassen. Dabei geht es um die Wertschätzung von Unterschiedlichkeit und Individualität, die Förderung von individuellen Talenten, die Unterstützung bei Schwächen, Gerechtigkeit und Teilhabe – zum Beispiel durch die Beschäftigung benachteiligter Menschen. Die Generation Z bevorzugt ein inklusives Arbeitsumfeld, in dem die Perspektiven von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Lebenserfahrungen und Denkweisen, Vorlieben und Überzeugungen zusammenkommen – und Vielfalt nicht nur geschätzt, sondern auch gelebt wird.
5. Viel frei verfügbare Zeit
Aufgrund der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt mit einem akuten Personalmangel in nahezu allen Bereichen kann die Generation Z Ansprüche stellen. Ein zentraler Wunsch ist möglichst viel frei verfügbare Zeit. Und deshalb reichen die Forderungen in Bewerbungsgesprächen von flexiblen Arbeitszeitmodellen mit reduzierter Wochenarbeitszeit über zusätzliche Urlaubstage und Sabbaticals bis hin zu genügend Zeit für Care-Arbeit wie die Betreuung von Kindern oder alter bzw. kranker Familienangehöriger. Genau wie beim Wunsch nach verlässlich planbarer Zeit für Familie, Freunde und Partnerschaften ist der Schlüssel für gastronomische Betriebe auch hier eine saubere Einsatzplanung: mit der selbst ein Team aus vielen Teilzeitkräften erfolgreich gemanagt werden kann.
6. Moderne Technologien
Die Generation Z ist mit digitaler Technologie aufgewachsen: Sie gehört ganz selbstverständlich zu ihrem Alltag dazu und wird intuitiv genutzt. Alles, was Arbeitsprozesse vereinfacht und beschleunigt, ist nicht nur gewünscht, sondern wird von den »Digital Natives« eingefordert. Auch in der Gastronomie möchte keiner mehr mit veralteter Software oder analogen Reservierungsbüchern arbeiten. Sondern mit Tools, die automatisiert Bestände erfassen und nachbestellen, die Kapazitäten auslasten und Telefonate unnötig machen. Um mehr Zeit für das Wesentliche zu haben: egal, ob es sich um das kreative Kochen oder die Betreuung der Gäste handelt. Tipp: Welche Tools Ihnen dabei helfen, Zeit zu sparen und im Team besser zusammenzuarbeiten, erfahren Sie in unserem Blogartikel »«.
Wie können Gastronomen die Generation Z ansprechen?
Die Zeiten haben sich geändert: Auf der Suche nach Personal sind es heute die Unternehmen, die sich bei den Mitarbeitern bewerben müssen. Aber nicht wie früher in Fachzeitschriften, Zeitungen oder auf Karriereportalen. Sondern am besten dort, wo sich junge Menschen heute aufhalten: auf Instagram, TikTok und anderen digitalen Plattformen. Und auch nicht mit einer klassischen Stellenanzeige – eher mit einem Video, in dem Sie Ihren gastronomischen Betrieb präsentieren. Verbunden mit einer Einladung, einfach mal vorbeizukommen und die Bewerbungsunterlagen auf kurzem Weg per E-Mail oder Direktnachricht zuzusenden. Auf diese Weise lässt sich gut zeigen, wie attraktiv der Arbeitsplatz, wie dynamisch das Team und wie vielseitig die Tätigkeit in der Gastronomie ist. Denn viele junge Menschen wünschen sich einen Beruf, in dem sie direkten Kontakt zu anderen Menschen haben – also keinen normalen Bildschirmjob im Büro. Genau diesen Aspekt kann sich die Gastronomie bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter zunutze machen.