Gastro-Konzepte: 7 innovative Ideen aus Berlin
Keine Frage: Das kulinarische Wahrzeichen Berlins ist die Currywurst. Sie wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg in der Hauptstadt erfunden und gehört heute zu den beliebtesten Snacks der Stadt. Aber auch darüber hinaus setzt Berlin kulinarisch Maßstäbe und kann im internationalen Vergleich locker mithalten: Die Bandbreite der Stilrichtungen ist genauso groß wie die Kreativität der Gastro-Konzepte. Aus der enormen Vielfalt der Berliner Gastronomie-Szene haben wir sieben Beispiele mit einem besonders individuellen und innovativen Ansatz herausgepickt und stellen diese hier kurz vor.
1 ITA Wood Fire Bistro
❱ Kulinarische Feuerwerke
Sie haben die Pizzerien der Hauptstadt im Sturm erobert: neapolitanische Kuppelöfen. Aufgrund ihrer hohen Temperatur von über 450 °C lassen sie binnen einer Minute Pizzen entstehen, die sowohl kross als auch fluffig sind und grandios schmecken. Das ITA Wood Fire Bistro im Prenzlauer Berg hat auch so einen Ofen – allerdings werden darin keine Pizzen gebacken. Hier wird der Ofen dazu genutzt, um Gerichten einen unvergleichlichen Geschmack zu geben: Gemüse der Saison, vom Spargel bis zum Grünkohl, bekommt so feine Röstaromen außen und behält innen seine tolle Knackigkeit. Da werden selbst Kinder zu Gemüse-Fans!
Auch Fleisch und Fisch wie das Duroc-Kotelett, das Flanksteak oder die Seebrasse im Ganzen schmecken bei dieser Art der Zubereitung ein bisschen anders – und ein bisschen besser. Das Motto dabei lautet: »sharing is caring«. Am besten bestellt man gemeinsam verschiedene Gerichte, um möglichst vieles probieren und genießen zu können – der Genuss beginnt übrigens schon bei der Art und Weise, wie die Teller angerichtet sind (siehe ). Dazu gibt es eine schöne Auswahl an Naturweinen und alkoholfreien Alternativen, die das Aromenspiel vervollständigen.
2 Frühstück 3000
❱ Fine-Dining beim Frühstück
Angefangen hat es mit pompösen Brunch-Partys unter dem Namen »Frühstück 3000«: Sie fanden in unterschiedlichen Locations in Berlin statt und waren permanent ausgebucht. Aufgrund dieses Erfolges wurde im Oktober 2020 das erste Frühstücksrestaurant in Schöneberg eröffnet – und musste wegen des Lockdowns gleich wieder schließen. Seit Frühjahr 2021 wird hier jedoch genussvoll auf hohem Niveau gefrühstückt. Im Gegensatz zur üblichen Buffet-Schlacht wird im Frühstück 3000 à la carte bestellt: zum Beispiel Blattsalat mit Erbsenkrapfen, asiatisches Rindertartar, vegane Frühstücksburritos mit Barbecue-Pilzen, Eggs Benedict (optional mit Kaviar) oder das legendäre »Chicken 3000« mit Cheddar-Waffel und Chili-Bacon-Karamell. Auch hier empfiehlt es sich, die Gerichte zum Teilen und gemeinsamen Genießen zu ordern. Was man schmeckt: Die beiden Inhaber Martin Pöller und Lukas Mann bringen viel Erfahrung aus der Spitzengastronomie mit. Seit 2023 gibt es noch ein zweites Restaurant in Kreuzberg.
Der Weg von der Speisekarte zum Genusserlebnis führt über makellos saubere Teller, glänzendes Besteck und brillante Gläser.
3 Michelberger Restaurant
❱ Regionale Küche in Perfektion
Seit 2009 ist das Michelberger Hotel an der S-Bahn-Station Warschauer Straße eine der hippsten Adressen, wenn es ums Übernachten in Berlin geht. Die Zimmer sind cool eingerichtet, die Lobby mit integrierter Bar ist bei Hotelgästen wie Einheimischen gleichermaßen beliebt. Und auch das nebenan gelegene Restaurant hat mit seinem minimalistischen Vintage-Style so gar nichts von einem Standard-Hotelrestaurant. So groß wie hier wird das Thema Regionalität selten geschrieben: Das Michelberger Restaurant hat sich nämlich ein eigenes Netzwerk aus Landwirten, Erzeugerbetrieben, Jägern und Fischern aufgebaut, die das Restaurant beliefern. Ein Teil des Gemüses stammt von der eigenen , auf der man auch übernachten kann. Die beiden Küchenchefs Alan Micks und Michael Rieger haben sogar ein eigenes Ausbildungskonzept entwickelt, um neuen Mitarbeitenden ihre Farm-to-Table-Küche nahe zu bringen und ein starkes Band zwischen Landwirtschaft und Gastronomie herzustellen.
4 Bar Neiro
❱ Cocktails und Vinyl
In Japan haben die »jazz kissas« eine lange Tradition: Das sind Cafés, in denen Musik vom Plattenspieler läuft und ein hochwertiges Soundsystem für einen Hörgenuss der Extraklasse sorgt. Nach diesem Vorbild wurde die Bar Neiro an der Jannowitzbrücke konzipiert. Der Raum ist aufgebaut wie ein Tonstudio: ohne parallel verlaufende Wände, damit der Schall nicht reflektiert wird. Und mit Lamellen über der Bar, die nicht nur stylish aussehen, sondern auch als Schallschlucker fungieren. Die schicken Plattenspieler des Modells Garrard 301 wurden früher in den Tonstudios der BBC eingesetzt und die imposanten Hörner der Firma Altec Lansing sorgten schon in den 1950er-Jahren in US-Kinos für knackigen Sound.
Ergebnis ist ein trockener, warmer und überaus angenehmer Raumklang. Viele Gäste kommen allein schon deswegen hierher, zumal es regelmäßige Listening-Sessions und DJ-Sets gibt. Aber die Bar Neiro ist auch eine sehr gute Cocktailbar mit spannenden Drink-Kreationen von Barchef Jeff Berraoui. Inhaber Erik Breuer betreibt übrigens gleich nebenan ein professionelles Tonstudio – der Mann weiß, wie guter Klang geht.
5 NaNum
❱ Koreanische Esskultur und Keramik-Kunst
Bei koreanischem Essen denken viele wohl zuerst an Bulgogi (Feuerfleisch) oder Korean Fried Chicken – und in Berlin gibt es ja auch jede Menge Restaurants, die diese Gerichte anbieten. Das NaNum dagegen widmet sich der traditionellen Küche Koreas, die viel pflanzenbasierter ist. Denn das Korean BBQ entstand erst, als US-amerikanische Soldaten ins Land kamen und ihre Grill-Tradition mitbrachten. Im NaNum wird Gemüse aller Art fermentiert, eingelegt, gedörrt und mariniert; Fisch und Fleisch setzen geschmackliche Akzente. Absoluten Seltenheitswert haben die feinen Gerichte mit Seetang bzw. Algen (Wasserpflanzen haben in der traditionellen koreanischen Küche einen festen Platz). Die Gourmet-Alge GamTae zum Beispiel, die aussieht wie ein Stück Kunstrasen, zerfließt förmlich auf der Zunge und schmeckt markant nach Trüffel.
Beeindruckend im NaNum ist auch die Tableware: Jeder Teller und jede Schale ist ein Unikat. Gastgeberin Jinok Kim-Eicken töpfert alles selbst – im Obergeschoss kann man ihr Atelier besuchen. Fazit: Das NaNum ist ein Restaurant für den entschleunigten, achtsamen Genuss.
6 Houtang
❱ Der Hotpot-Spot
Farbenfroh leuchtet es im Houtang. Schon optisch ist das große Restaurant direkt am Kurfürstendamm ein Erlebnis – und kulinarisch erst recht. Hier dreht sich alles um das Thema Hotpot, das »chinesische Fondue«. Dabei wird an den Tischen nicht nur gespeist, sondern auch gekocht: Herzstück ist der eingelassene Kochtopf mit einer heißen Brühe. Den Schärfegrad können die Gäste selbst bestimmen: Neben der Schweißperlen-Variante mit getrockneten Chilischoten und reichlich Szechuanpfeffer gibt es auch mildere Varianten und die Möglichkeit, durch Aufteilen des Topfes verschiedene Brühen zu wählen.
In der Brühe werden die Zutaten gegart, die man vorab gewählt hat. Die Auswahl reicht von Gemüse wie Lotuswurzeln, Pilzen und verschiedenen Kohlsorten bis hin zu Schweinehirn und Rinderaorta – eben authentisch chinesisch. Aber keine Angst: Das Serviceteam ist darauf vorbereitet, dass viele Gäste weder die besondere Zubereitungsart noch die speziellen Zutaten kennen und unterstützt gerne bei der Auswahl.
7 Tenzan Lab
❱ Japanische Eis-Kunst
Eisdielen gibt es in Berlin wie Sand am Meer. Doch das Tenzan Lab sticht mit einem besonderen Konzept klar heraus: Hier wird die traditionelle japanische Eiskunst »Kakigori« zelebriert. Basis ist kein Milchspeiseeis, sondern reines Wasser. Dessen Temperatur wird sehr langsam über einen Zeitraum von bis zu 72 Stunden gesenkt – damit das Eis ohne Luftblasen-Einschlüsse gefriert. Das Ergebnis sind Eisblöcke, die aussehen wie ein Kristall. Von ihnen werden per handbetriebener Maschine kleine, hauchdünne Eisflocken abgeraspelt (Kakigori bedeutet »geschabtes Eis«). Das Besondere: Diese Eisflocken schmelzen nicht weg wie Schnee bei Zimmertemperatur, sondern bleiben aufgrund ihrer Konsistenz lange stabil und werden mit Sirups, Früchten und anderen Zutaten wie Miso oder Matcha angereichert. So entstehen im Tenzan Lab kleine Kunstwerke, die eine angenehm leichte und zugleich geschmacksintensive Abkühlung bieten.