• Know-how
  • 20.02.2025
  • 8 Min

Was bedeutet die Einweg-Verpackungssteuer für die Gastronomie?

Coffee-to-go-Becher, Pizzakartons und Nudelboxen. Tüten von Burgern und Alufolien von Dönern. Dazu Einwegbesteck und Trinkhalme. Der Straßenmüll in deutschen Städten besteht mittlerweile zu rund 40 Prozent aus Einwegverpackungen für den schnellen Gebrauch. Die Folgen: wertvolle Ressourcen werden verschwendet, die Umwelt wird unnötig stark belastet und die Kosten für die Müllentsorgung im öffentlichen Raum haben einen neuen Höchststand erreicht. Kein Wunder, dass Städte und Gemeinden überall im Land über die Einführung einer kommunalen Verpackungssteuer (Einwegsteuer) nachdenken.

Die rechtliche Grundlage dafür hat das Bundesverfassungsgericht am 22. Januar 2025 geschaffen. Darauf haben viele Städte und Gemeinden gewartet: Jetzt können sie sich – juristisch abgesichert – an die Ausgestaltung einer Verpackungssteuer machen. Eine Orientierung finden sie dabei in Tübingen: Die Vorreiter-Stadt hat bereits zum 1. Januar 2022 eine Einwegsteuer eingeführt und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Ganz einfach ist es nicht. So gilt die Verpackungssteuer in Tübingen zum Beispiel für die Papiertüte einer Semmel mit warmem Leberkäse – dieselbe Papiertüte für ein kaltes belegtes Wurstbrötchen fällt jedoch nicht unter die Steuer. Auch Einwegverpackungen für Speiseeis, Salat und andere Produkte, die zum sofortigen Verzehr bestimmt sind, werden besteuert – Einwegverpackungen für Obst, Gemüse, Käse, Wurst oder Tiefkühlkost jedoch nicht.

Was bedeutet es also, wenn eine Stadt oder Gemeinde eine Einwegsteuer einführt? Und: Welche Folgen hat das für die Gastronomie? Gibt es Förderungsprogramme für die Anschaffung von Mehrweggeschirr und Spülmaschinen fürs Mehrwegspülen? Diese und weitere Fragen wollen wir in diesem Artikel beantworten.

Was ist eine kommunale Verpackungssteuer?

Eine kommunale Verpackungssteuer ist eine von Städten und Gemeinden erhobene Abgabe auf bestimmte Einwegverpackungen sowie Einwegbesteck. Die Steuer gilt für Speisen und Getränke, die zum sofortigen Verzehr vor Ort ausgegeben, als »Take-away« mitgenommen oder zum Verzehr geliefert werden. Die Höhe der Steuer hängt von der Art der Verpackung ab und kann zwischen wenigen Cent bis zu mehreren Euro pro Verpackungseinheit liegen.

Welche Städte haben schon eine Verpackungssteuer?

Nach Tübingen hat die Stadt Konstanz zum 1. Januar 2025 eine kommunale Verpackungssteuer eingeführt. Heidelberg und Freiburg wollen in Kürze folgen. Laut Umfragen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) interessieren sich derzeit über 120 weitere Städte und Gemeinden für die Einführung einer kommunalen Verpackungssteuer (Stand: 28.01.2025). Eine Übersicht (PDF zum Download) finden Sie hier: Die Verpackungssteuer in deutschen Städten.

Was ist das Ziel der Einwegsteuer?

Das direkte Ziel einer kommunalen Verpackungssteuer ist die Reduzierung der verkauften Einwegverpackungen und die gleichzeitige Erhöhung der Mehrwegquote. Damit handelt es sich um eine Lenkungssteuer: Durch die Verteuerung von Einweg soll Mehrweg attraktiver werden. Damit verbunden sind eine Reihe weiterer Ziele (siehe Pro-Argumente unten).


Pro und Contra Einwegsteuer



PRO

Die Hauptgründe für die Verpackungssteuer:

  • Reduzierung bzw. Vermeidung des Müllaufkommens im öffentlichen Raum (Littering) und Verringerung der Umweltbelastungen
  • Förderung nachhaltiger Alternativen und Schaffung von Anreizen für die Nutzung von klimafreundlichen Mehrwegsystemen
  • Senkung der Kosten für die Müllentsorgung und Übertragung der Kosten auf die Verursacher
CONTRA

Die Kritikpunkte an der Verpackungssteuer:

  • Es ist offen, ob der Aufwand für die Einführung und Umsetzung der Verpackungssteuer die Wirkung rechtfertigt
  • Für die Gastronomie ist die Einwegsteuer mit einer aufwendigen Beleg- und Nachweispflicht verbunden (bürokratischer Aufwand)
  • Eine bundesweit einheitliche Regelung wäre besser (statt einem Flickenteppich kommunaler Lösungen)
  • Gastronomie und öffentliche Verwaltung sind mit der Umsetzung stark gefordert
  • Für Gewerbetreibende und Bürger ist die Einwegsteuer eine zusätzliche Belastung

Wie steht der DEHOGA zur Verpackungssteuer?

Der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA lehnt eine Verpackungssteuer auf Einwegverpackungen ab und schlägt stattdessen eine steuerliche Gleichbehandlung von Essen im Restaurant (aktuell 19 % MwSt.) und verpacktem Essen zum Mitnehmen vor (aktuell 7 % MwSt.). Laut DEHOGA würde eine einheitliche Besteuerung mit 7 % MwSt. auf alle Speisen in der Gastronomie den Wettbewerb für die klassische Gastronomie nicht nur fairer machen, sondern könnte auch die Umsatzverlagerungen ins Take-away-Geschäft reduzieren.

Ist eine kommunale Verpackungssteuer rechtlich zulässig?

Ja, am 22.01.2025 hat das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) die Verfassungsbeschwerde gegen das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) vom 24.05.2023 als unbegründet abgewiesen – die Franchisenehmerin einer großen Fast-Food-Kette hatte geklagt. Das bedeutet: Städte und Gemeinden können Einwegverpackungen mit einer Verpackungssteuer belegen. Die Erhebung einer kommunalen Verpackungssteuer wäre zwar ein Eingriff in die geschützte Berufsfreiheit der Verkäufer – allerdings wäre dieser Eingriff verfassungsgemäß. Zur weiteren Begründung: Bei der kommunalen Verpackungssteuer würde es sich um eine örtliche Verbrauchssteuer handeln, da der Konsum innerhalb des Gemeindegebiets stattfinden würde. Und: Als Lenkungssteuer würde sie nicht im Widerspruch zum Abfallrecht des Bundes stehen, da sie dasselbe Ziel verfolgt (Vermeidung von Verpackungsabfällen). 

Wie hoch ist die Verpackungssteuer für welche Verpackungen?

Die kommunale Verpackungssteuer betrifft Einwegverpackungen für Speisen und Getränke sowie Einweggeschirr und Einwegbesteck – unabhängig von deren Material. Voraussetzung ist, dass sie zum unmittelbaren Verzehr vor Ort oder als Take-away für den Verzehr unterwegs verkauft werden. Ausgenommen von der Verpackungssteuer sind Einwegverpackungen, die dem gesetzlichen Einwegpfand unterliegen.

Die Höhe der Steuerbeträge legt jede Kommune selbst fest. Eine Orientierung bieten die in Tübingen erhobenen Beträge, die auch von der Deutschen Umwelthilfe empfohlen werden: 0,50 Euro für Einwegbecher, Einwegflaschen, Einwegdosen und sonstige Einweggetränkeverpackungen; 0,50 Euro für jedes Einweggeschirrteil und jede sonstige Einweglebensmittelverpackung (z. B. Pommes-Schalen); 0,20 Euro für jedes Einwegbesteckset und andere Hilfsmittel (z. B. Trinkhalm oder Eislöffel). Gleichzeitig gilt: Pro Einzelmahlzeit werden maximal 1,50 Euro Verpackungssteuer fällig.

TIPP

Sie sind Gastronom und in Ihrer Stadt oder Gemeinde wird eine kommunale Verpackungssteuer eingeführt? Dann informieren Sie sich, ob es Förderungsmaßnahmen oder ein Förderprogramm für die Umstellung auf Mehrwegverpackungen gibt. Tübingen hat lokale gastronomische Betriebe bei der Anschaffung von Mehrweggeschirr mit bis zu 500 Euro unterstützt – der Zuschuss für den Kauf einer gewerblichen Spülmaschine fürs Mehrwegspülen lag bei bis zu 1.000 Euro.

Wichtig für die Gastronomie: vorbereitet sein!

Seit 22. Januar 2025 ist die Bahn frei: Mit der Zurückweisung der Verfassungsbeschwerde durch das Bundesverfassungsgericht haben Städte und Gemeinden die juristische Grundlage für die Einführung einer Verpackungssteuer. Viele Kommunen haben diese Entscheidung abgewartet und sind nun in der konkreten Planung für die Besteuerung von Einwegverpackungen für Lebensmittel und Getränke beim Vor-Ort-Verzehr und im To-go-Geschäft.

Das heißt: Spätestens dann kommt auf Gastronomen in ganz Deutschland das Thema Mehrweg zu! Dabei geht nicht nur darum, das richtige System für den eigenen Betrieb zu finden, sondern auch eine professionelle Lösung für das Spülen von Bechern, Bowls und anderen Mehrwegartikeln. Als Spülspezialist steht Ihnen Winterhalter hier mit Rat und Tat zur Seite: Wir informieren Sie, welche Möglichkeiten es beim Mehrwegspülen gibt und welche Lösung in Ihrem Fall optimal ist. Damit Sie auf die kommunalen Verpackungssteuer perfekt vorbereitet sind und ihr ganz gelassen entgegensehen können!

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Ein Spülkorb für das Mehrwegspülen von Winterhalter mit einsortierten Mehrwegbechern und Bowls
So geht Mehrwegspülen!

Das Mehrwegspülsystem von Winterhalter zeigt, wie einfach und leistungsfähig das Spülen von Mehrweggeschirr sein kann: Die Systemlösung setzt auf das effektive Zusammenspiel von Spülmaschine, Korb und speziell für das Material Kunststoff entwickelte Spülchemie. Um auch allerhöchste Ansprüche zum Beispiel von Fast-Food-Ketten erfüllen zu können, wurde das System um das Trocknungsgerät DMX erweitert. So wird aus einem »sehr guten« Trocknungsergebnis ein »perfektes«. Und das innerhalb von wenigen Minuten.

Zum Mehrwegspülen

Zeigt die kommunale Verpackungssteuer Wirkung?

In Tübingen: ja! Drei Jahre nach Inkrafttreten der Verpackungssteuer am 1. Januar 2022 zieht die Vorreiter-Stadt eine positive Zwischenbilanz: Die Verpackungssteuer habe sich wie beabsichtigt als wirksamer Katalysator für Mehrwegangebote erwiesen. Und auch der Einwegverpackungsmüll wäre deutlich zurückgegangen. Es gibt zwar keine genauen Zahlen dazu, weil der Müll nicht getrennt wird. Aber laut den kommunalen Servicebetrieben hätte man deutlich weniger Aufwand mit To-go-Verpackungen, die Mülleimer seien nicht mehr so voll und es läge kaum noch Müll daneben.

Einige Zahlen und Fakten aus Tübingen

  • Die Zahl der Gastronomen, die Speisen und Getränke in Mehrwegverpackungen ausgeben, ist um das Vierfache gestiegen
  • Die Mehrwegquote im To-go-Bereich liegt in Tübingen mittlerweile bei knapp 50 % (bundesweit: unter 5 %)
  • Im Jahr 2022 hat die Verwaltung 189 Steuerbescheide mit einem Volumen von 1,01 Millionen Euro verschickt.
  • Für das Jahr 2023 wurden noch nicht alle Betriebe veranlagt: Bislang wurden 124 Bescheide mit einem Volumen von 730.000 Euro verschickt.
  • Die Einnahmen aus der Verpackungssteuer werden reinvestiert: für die Beseitigung des Mülls im öffentlichen Raum sowie für ergänzende Umweltschutzmaßnahmen

Gilt die Einwegsteuer auch für Feste, Märkte und Festivals?

Jede Stadt und Gemeinde legt selbst fest, wie die Regelungen für eine kommunale Verpackungssteuer im Detail aussehen. Viele werden sich dabei an Tübingen orientieren: Dort gibt es eine Steuerbefreiung für Märkte (z. B. Weihnachtsmarkt), Feste (z. B. Stadtfest) und sonstige zeitlich befristete Veranstaltungen (z. B. Konzert oder Theateraufführung). Bedingung: Der Händler verkauft an insgesamt nicht mehr als zehn Tagen im Jahr Speisen und Getränke im Rahmen solcher Veranstaltungen im Stadtgebiet.

An einer Siebträgermaschine läuft Kaffee in einen Mehrwegbecher

Welches Mehrweggeschirr ist optimal für die Gastro?

Ob Take-away oder Lieferdienst: Immer mehr Gastronomen steigen von Einweg- auf Mehrweggeschirr um. Wir zeigen, was bei der Auswahl beachtet werden sollte, welche Systeme es gibt und wie eine professionelle Lösung für das Mehrwegspülen aussieht.

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Autor des Artikels
Joachim FunkContent Marketing Manager